Du erinnerst dich gerne an die schönsten Erlebnisse in deinem Leben zurück? Das tun wir wohl alle und hoffentlich schaffen wir das auch noch möglichst lange. Aber jetzt stell dir vor, deine Erinnerungen sind plötzlich weg, oder beginnen allmählich zu verschwinden! Denn ergeht es dir nicht nur wie einem der Charaktere in Sea Hero Quest. Rund 47 Millionen Menschen leiden heutzutage an einer Art der Demenz, von denen Alzheimer zu den häufigsten Formen gehört. Im Vergleich zu anderen weit verbreiteten Krankheiten wie Krebs oder Herzkrankheiten liegt die Demenzforschung noch Jahre zurück, wenn es um das wissenschaftliche Verständnis der Krankheit geht.
Um diesen Nachholbedarf wieder aufzuholen, hat die Deutsche Telekom die „Game for Good“-Initiative ins Leben gerufen. Dieser gehören außerdem der britische Spieleentwickler Glitchers, die nichtstaatliche Organisation Alzheimer's Research, das University College London sowie die Universität von East Anglia an. Gemeinsam wurde das Mobile Game Sea Hero Quest entwickelt, mit dem auf spielerische und unterhaltsame Weise, anonymisiert sogenannte Normdaten zur räumlichen Orientierung gesammelt werden können; und das in einem bisher noch nicht dagewesenen Maßstab einer wissenschaftlichen Studie. Die Auswertung dieser Daten ist ein zentraler und wichtiger Schritt zur möglichst frühen Erkennung der ersten Anzeichen von Demenz. Und je früher man den ersten Demenz-Anzeichen entgegenwirken kann, desto wirkungsvoller sind die Behandlungsmethoden, die in den nächsten Jahren Anwendung finden sollen.
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Spielend die Forschung voranbringen[]
In Sea Hero Quest steuerst du einen Kutter durch nur wenige Minuten lange Level mit unterschiedlichen Umgebungen, auf der Suche nach ulkigen Seemonstern. Dabei musst du zunächst die Karte des Levels studieren und dann aus dem Gedächtnis den Weg zum Ziel finden. In anderen Levels musst du dich an den Ausgangspunkt zurück erinnern und eine Leuchtrakete zur Startboje schießen. Das Spielprinzip ist übersichtlich und lohnt sich fürs „mal eben zwischendurch spielen“ bspw. in der Bahn, beim Anstehen oder im Wartezimmer.
Die Heatmap eines Levels in Sea Hero Quest
Aber wie genau hilft das Herumschippern mit einem Fischerboot nun der Demenzforschung? Probleme bei der Navigation und Orientierung sind die ersten Anzeichen von Demenz. Um die Krankheit also besser verstehen und früher erkennen zu können, ist es wichtig, das Navigationsverhalten von Menschen über die Zeit hinweg zu analysieren. Dafür werden sogenannte „Heatmaps“ erstellt, die darauf basieren, wie Spieler durch die einzelnen Level navigieren. Mit der freiwilligen Angabe von Daten wie Alter und Geschlecht, kann ermittelt werden, wie sich die Orientierung beim Älterwerden verändert und sich zwischen den biologischen Geschlechtern unterscheidet. Erste Ergebnisse des Projekts zeigen außerdem, dass es sogar deutliche regionale Unterschiede beim Orientierungsvermögen ergeben. So sind zum Beispiel Menschen aus Skandinavien besonders gut in Sachen Navigation.
Noch genauer dank VR[]
Um noch genauere Daten für die Demenzforschung liefern zu können, wurde für die Gear-VR-Brille von Samsung eine spezielle Sea Hero Quest VR-Version entwickelt. Die höhere Genauigkeit ergibt sich zum Einen dadurch, dass du dich nicht nur im zweidimensionalen, sondern im dreidimensionalen Raum orientierst, wodurch sich weitere Vermessungsdaten auswerten lassen. Zum Anderen lässt sich durch die VR-Technik erstmals das sogenannte Morris-Wasserlabyrinth-Experiment digital im großen Maßstab abbilden. Dieses Experiment gilt als wichtigster Verhaltensversuch in Sachen räumliche Erinnerungs- und Lernfähigkeit. In Sea Hero Quest VR wird dieses Experiment abgebildet, indem du als Spieler in einer 3D-Umgebung ein Seemonster finden, dir die Position merken und es später wiederfinden musst. Das besondere an diesem Versuch ist, dass es keinerlei besonderen Bezugspunkte gibt, an denen man sich leicht orientieren könnte. Daraus ergeben sich wichtige Rückschlüsse auf das Orientierungs- und Lernverhalten von Menschen.
Game for Good![]
Sea Hero Quest ist eines der wenigen, wirklich vorzeigbaren Projekte, das den Ansatz von „Citizen Science“, also dem Einbinden von Laien in die wissenschaftliche Forschung, und „Gamification“ auf wirklich unterhaltsame Weise zusammenbringt und dabei über das bloße Sammeln von Abzeichen oder trockene Spielkonzepte hinausgeht. Mit dem Einsatz der VR-Technik wird nicht nur versucht, ein bestehendes Konzept in die virtuelle Realität zu pressen. Die technischen Möglichkeit werden stattdessen effektiv genutzt und wissenschaftliche Experimente können digital mit einer breiteren Maße als zuvor umgesetzt werden.
Mit nur 2 Minuten Spielzeit, lieferst du eine Menge an Daten, die bisher nur durch 5 Stunden klinische Forschung erfassbar waren. Die knapp 3 Millionen Spieler haben seit der Veröffentlichung des Spiels zusammengenommen 994 Monate gespielt und so Daten geliefert, für die die Wissenschaft auf herkömmlichem Weg 124 Jahrhunderte hätte forschen müssen. Probier's also einfach mal aus und hilf mit, die Welt spielerisch zu verbessern!
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